Compliance-Anforderungen: B2G vs B2B

Regeln, Regeln, Regeln – B2G-Geschäft ist voll davon. Was im B2B oft als „nice to have“ gilt, ist im B2G Pflicht. Unternehmen, die mit der öffentlichen Hand Geschäfte machen wollen, müssen eine ganze Reihe von Compliance-Vorgaben erfüllen. Das beginnt bei strengen Vergabegesetzen und Transparenzpflichten und hört bei speziellen Rechnungsformaten (Stichwort E-Rechnung) noch lange nicht auf. Je nach Land, Bundesland oder Behörde gelten mitunter unterschiedliche Regeln, was die Angelegenheit noch komplexer macht. Kurz gesagt: Der Staat hat seine eigenen Spielregeln, und wer mitspielen will, muss diese ausnahmslos beherrschen.

Besonders herausfordernd sind oft die benötigten Zertifizierungen und Nachweise. In vielen Branchen kommt man ohne bestimmte Sicherheitsfreigaben oder Qualitätszertifikate gar nicht durch die Vortüre. Beispiele gefällig? In der IT könnten das ISO-Normen zur Datensicherheit sein, im Bauwesen spezielle Eignungsnachweise oder im Gesundheitswesen Zertifikate für Medizinprodukte. Solche Qualifikationen kosten Zeit und Geld – teilweise dauert es 6–18 Monate, bis ein Unternehmen eine nötige Zertifizierung erlangt. Im B2B-Bereich undenkbar, in B2G jedoch oft Voraussetzung, bevor man überhaupt ein Angebot abgeben darf. Darüber hinaus werden Anbieter für öffentliche Aufträge finanziell durchleuchtet: Bilanzen offenlegen, Versicherungsnachweise erbringen, eventuell sogar Zuverlässigkeitsüberprüfungen über sich ergehen lassen.

Auch **soziale und nachhaltige Kriterien** gewinnen an Bedeutung – etwa die Förderung von KMU oder die Einhaltung von Umweltstandards. Eine *Bevorzugung lokaler Anbieter* ist im Vergaberecht dagegen **nicht zulässig**, da das EU-Recht Diskriminierungsfreiheit verlangt. Öffentliche Stellen dürfen lediglich Rahmenbedingungen schaffen, die kleineren oder regionalen Unternehmen den Zugang erleichtern, z. B. durch die Aufteilung großer Aufträge in Lose.

Im Klartext: Der Bürokratie-Check ist im B2G allumfassend. Im B2B vertraut man oft auf Reputation und Marktmechanismen, aber Behörden wollen es schwarz auf weiß und dreifach abgestempelt. Für Unternehmen heißt das, vorzuarbeiten: Compliance muss Bestandteil der Strategie sein, nicht lästige Nebensache. Wer frühzeitig alle nötigen Bescheinigungen einholt und die Regeltreue zur Chefsache macht, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil – denn am Ende trennt die Compliance-Spreu sich vom Weizen, noch bevor der Preis überhaupt eine Rolle spielt.


Weiterlesen & Hintergrund:

Wer ein paar Überlegungen im Kontext Shopware 6 sucht, findet auf meinem Blog altundwillig.de die passenden Grundlagen, Zwischenstände und ehrlichen Gedanken zum Thema B2G-E-Commerce:

siehe auch: Shopware-B2G – Nachschlagewerk (GitHub)

Die Notizen sind bewusst roh gehalten – eher Arbeitsjournal als Hochglanzbroschüre. Perfekt, wenn du lieber aus echten Projekten lernst als aus PowerPoint-Folien.

Hinweis: Persönliche Aufzeichnungen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder formale Richtigkeit. Aber mit Haltung.